Obwohl die Maschinenübergabe viele unterschiedliche Eingabevarianten von Bearbeitungen automatisch in geeignete Maschinenbefehle umsetzt, sollte man sich als Anwender im Klaren darüber sein, dass die Eingabemethode im Abbundprogramm für bestimmte Bearbeitungen großen Einfluss auf die Ausführung auf der Maschine hat. Das Beispiel „Ausnehmung“ wurde bereits in einem anderen Blogbeitrag behandelt. Als weiteres Beispiel soll nun der V-Schnitt genauer betrachtet werden:

Der V-Schnitt ist ein flexibles Werkzeug, mit dem zwei konkav aufeinanderzulaufende Schnitte mit beliebigem Winkel kombiniert werden können. Die Schnittflächen durchtrennen das Bauteil nicht komplett sondern enden in einer gemeinsamen Grundlinie. Das bekannteste Beispiel für einen V-Schnitt ist der „Hexenschnitt“ am Kehlsparren:

Hexenschnitt

Wegen dieser Flexibilität (auch Winkel <> 90° sind möglich) wird der V-Schnitt oft auch für Situationen verwendet, in denen eine Kerve besser geeignet wäre. Hier die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden Bearbeitungen nach der Maschinenübergabe:

V-Schnitt:

Der V-Schnitt wird auf der Maschine i.d.R. mit der Säge gefertigt. Wenn in einem V-Schnitt die beiden Sägeschlitze einen Winkel von 90° zueinander haben, kann die Säge häufig mindestens einen der beiden Winkel nicht erreichen oder sie kann zumindest einen der beiden Sägeschlitze nicht komplett fertigen. In diesem Fall erscheint bei der Maschinenübergabe die Meldung „Nicht machbare Bearbeitung“.

Kerve:

Bei der Kerve haben die beiden bearbeiteten Flächen einen Winkel von genau 90°.

Kervesteigende bzw. Freikerve

Die Kerve wird auf der Maschine normalerweise mit der Universalfräse gefertigt. Die Universalfräse kann bei einem 5-Achs-Aggregat fast alle Positionen im Stab in einem beliebigen Winkel anfahren. Bei einem 4-Achs-Aggregat sind zumindest mehr Situationen machbar als bei dem Sägeaggregat. Daher sollte die Kerve bzw. Freikerve bei der Eingabe der Bearbeitungen im Konstruktionsprogramm zumindest bei Winkeln >= 90° bevorzugt verwendet werden:

Weitere Vorteile der Kerve:

  • Beim Erzeugen der Kerve kann gewählt werden, ob Markierungen oder auch eine Sparrennagelbohrung erzeugt werden sollen.
  • Die zerspanende Bearbeitung erzeugt keinen Abfall, der geräumt werden muss.

Winkel > 90°:

Wenn ein V-Schnitt nicht mit der Säge gefertigt werden kann, kann man ihn durch zwei Kerven ersetzen:

V-Schnitt durch zwei Kerven ersetzen

Winkel = 90°

Wenn der Winkel zwischen den Schnittfläche 90° ist, so sollte bevorzugt die Funktion „Kerve“ verwendet werden.

Winkel < 90°

Ist der Winkel zwischen den Schnittfläche kleiner als 90°, kann nur der V-Schnitt verwendet werden.